Freitag, 10. April 2015

Schlögel oder des Faschismus hässliche Fratze

4. Reich  Wir wollen Krieg! So hätte der Aufruf gegen den Friedensaufruf betitelt werden müssen. Was aber treibt den Autor, Karl Schlögel, wirklich?
 


Wenn in den letzten Jahrzehnten vor der Rückkehr des Faschismus nach Deutschland gewarnt wurde, dann dachte man an volltrunkene Skinheads, bierselige Hooligans, kriminellen Abschaum oder auch verstörte, leicht beeinflussbare Ostdeutsche; kurz gesagt: Randfiguren der Gesellschaft.

Nun, die Neuigkeit lautet: Der Faschismus ist zurück, nicht am Rand, nicht ganz unten, sondern mittendrin und mit höchstpolitischer Unterstützung. Der neue deutsche Faschismus kommt äußerlich nicht braun uniformiert daher, wie sein historisches Vorbild, nein, sogar GRÜN steht ihm bisweilen gut. Innerlich jedoch trägt er wie damals Kampfmontur und lässt sein Glaubensbekenntnis aus den Kehlen seiner Anhänger mit den stets gleichen Stereotypen erschallen: Russland heißt die Gefahr, Europa ist von der Vernichtung bedroht, die Wertegemeinschaft muss sich wehren, sie muss bereits sein zum Krieg, Europas Grenzen müssen am Ural stehen - nicht Frieden, sondern Sieg um jeden Preis heißt die Devise!

Wie jede weltanschauliche Bewegung, so hat auch der neue deutsche Faschismus seine Wortführer, die ideologischen Hardliner, die den intellektuellen Unterbau für die Bewegung liefern. Da ist zum Beispiel Rebecca Harms, europäisches Sprachrohr der Grünen, die bisher noch jede Wolfsangel, jede Doppel-Rune und jedes stilisierte Hakenkreuz zwischen Warschau und Kiew geküsst hat. Empathie nennt sie das und es sichert ihr die Ehrenmitgliedschaft der SS-Division „Galizien“. Wie wünschte sich Baidur von Schirach, sollten „seine Mädel“ vom BDM auftreten? „Fürsorge gepaart mit Konformismus, straff aber nicht stramm, herb aber nicht derb“. Na prima, passt doch!

Der neue deutsche Faschist ist natürlich keine Judenhasser und auch kein Auschwitzleugner mehr, er ist ein Relativierer und Nazi-Apologet, denn was immer auch im Dritten Reich geschah, der Russe hat’s und treibt‘ s viel schlimmer. Und damit wären wir bei einem Prachtexemplar des modernen deutschen Faschisten, dem Historiker Karl Schlögel, angelangt. Bis zu seinen öffentlichkeitswirksamen Hasstiraden gegen Wladimir Putin kaum außerhalb der Zunft bekannt, sieht, hört und liest man ihn jetzt regelmäßig - gerne auch akustisch unterstützt von Bundespredigerpräsident  Gauck. Nun durfte er den Anti-Friedensaufruf formulieren.

Schlögel ist nicht der erste kleinwüchsige Selbstdarsteller, der seinen Weg von der äußersten linken Seite des politischen Spektrums zur extremen Rechten zurücklegte, ohne den Umweg über die Mitte zu nehmen. Anders als Mussolini oder Hitler ist Schlögel aber kein Macher, sondern eher der Typ des Einpeitschers mit Potential zum Schreibtischtäter.

Nun mag sich Mancher fragen: “Welchen Schaden kann denn ein notorisch übergelaunter Ex-Professor schon anrichten? Reicht es nicht, einfach wegzuhören?“ Kann man natürlich, wie man auch „Mein Kampf“ nicht lesen musste, den „Stürmer“ ignorieren konnte und die Hetzreden der Nazis mit den Worten  „Das wird schon nicht so schlimm.“ abtun durfte.

Schlögels Spezialität ist das Umdeuten von zentralen Schlagworten der Nazi-Propaganda. Lebensraum, Volksgemeinschaft, Deutscher Osten das sind laut Schlögel nicht nur ganz harmlose, nicht-faschistische Begriffe, sondern vielmehr wichtige Konzepte, die es zu verinnerlichen gilt, selbstverständlich im Namen von Freiheit und Europäischer Vereinigung. Schlögel, der Ex-Maoist, gibt sich gern als Russlandexperte und tatsächlich hat er auch einige Zeit dort studiert. Ob ihm Maos kleines rotes Buch dabei half, die russische Landschaft zu lieben, die russischen Menschen  jedoch zu verachten, mag sein Geheimnis bleiben. Entlarven wollen wir ihn anhand seiner eigenen Worte und Schriften. In „Terror und Traum“ lässt er das Moskau des Jahres 1937 wiederentstehen, rechnet mit Stalin ab, bekennt seine Liebe zur Architektur und kommt scheinbar nebenläufig zu dem Schluss, wieviel besser es doch den Deutschen in Hitlers Volksgemeinschaft ergangen sei. Beinahe enthusiastisch beschreibt Schlögel in seinen Schriften die „guten Jahre“ des Nazi-Regimes, wie sehr die Menschen profitierten und sich wohlfühlten, gelangt, wie Norbert Frei es pointierte, schließlich zu der Aussage, dies habe, wenn auch eingeschränkt, selbst für die „Gemeinschaftsfremden“ gegolten, ohnehin nur „kleine Gruppen“ von „Minderwertigen“ und „Asozialen“. Schlögel meint also, um es auf den Punkt zu bringen, Ghetto und KZ seien doch eigentlich richtige Wohlfühlumgebungen gewesen. Jedenfalls kein Vergleich mit den Abgründen und dem Terror, den Russen unter Stalin verbreiteten.

Ein anderes seiner Werke trägt den plakativen Titel „Go East“ und fordert die Wiederentdeckung des „Deutschen Ostens“. Nein, es ist keine Gedankenlosigkeit von Herrn Schlögel, er nimmt ausdrücklich Bezug auf das nordamerikanische „Go West“, die Frontierbewegung und die weiße Landnahme im „Wilden Westen“. Kurz bevor er nun zum Genozid an Nordamerikas Indianern gelangt, deren physische Auslöschung dem Weißen Mann weites, reiches Land in Hülle und Fülle zu Füßen legte, biegt er selbstverständlich scharf rechts ab - die Sache mit den störrischen Wilden überlässt er der Phantasie des Lesers -, beginnt die weiten, reichen Landschaften des Ostens, die Zeugnisse deutscher Kultur und deutschen Fleißes zu preisen. Kaum überraschend spielen die Menschen, die „zufällig“ dort leben, eine eher untergeordnete Rolle. Wie hatte sich Adolf Hitler im November 1937 ausgedrückt? „Es handele sich nicht um die Gewinnung von Menschen, sondern von Rohstoffgebieten und landwirtschaftlich nutzbarem Raum.“  Wo genau der qualitative Unterschied zwischen Hitlers- und Schlögels Lebensraumidee liegt, bedarf wohl weiterer Studien.

Liest man Schlögel aufmerksam, so fällt der unmittelbare Bezug zur rassischen Ideologie des Zbigniew Brzeziński auf, den Jimmy Carter, als er nicht mehr weiter wusste, als außenpolitischen Berater holte, und der seither bis auf den heutigen Tag, die US-Politik gegenüber Russland maßgeblich prägt. Für Brzeziński und wohl auch für Schlögel, leben jenseits des Flusses Bug die Russen. Die einfachen Russen wie Litauer, Ukrainer, Weißrussen, etc. wird man laut Brzeziński, sobald man sie aus Moskaus Fängen herausgewunden hat, als billige Arbeitskräfte behalten dürfen. Die „russischen“ Russen indes müssen soweit physisch beseitigt werden, dass sie den US-Einfluss auf Europa niemals mehr gefährden können. Um uns klar zu verstehen, Brzeziński spricht vom „Töten russischer Russen“. Auch Schlögel, je weiter er beschreibend nach Osten vordringt, bedarf immer weniger der dort lebenden Menschen, um sich für das weite schöne Land und seine deutschen Kulturschätze zu begeistern.

Nein, in Schlögels Gedankenwelt gibt es nichts zu deuten, die „Reeuropäisierung des Deutschen Ostens“ soll nicht von studentischen Reiseveranstaltern vorangetrieben werden, nicht mit den Russen sondern ohne die Russen vonstattengehen. Wer nun meint, dies alles habe nichts mit „Europäischer Verständigung“ zu tun, der hat zwar inhaltlich Recht, verkennt aber den Zweck von Preisverleihungen an Autoren, wie Karl Schlögel, die eine lange fruchtbare Tätigkeit im Enddarm unser transatlantischen Eliten hinter sich haben. Was zählt ist die Auszeichnung, nicht die Begründung.

Um nun die Russen hinter den Ural zu treiben, muss als Erstes Putin weg, da sind sich Schlögel und Brzeziński abermals einig. Mancher mag sich erinnern, dass Karl Schlögel einst aus den Händen des russischen Präsidenten ebenfalls eine Auszeichnung entgegennahm. Dies ist gerade ein gutes Jahr her und Schlögel fühlte sich wie ein deutscher Kolonialbeamter, der zum Hottentotten-Häuptling ans Feuer gerufen wurde: sehr zivilisiert, sehr überlegen, ausgezeichnet für seine väterlichen Verdienste um die primitiven Wilden. Aus dieser Begegnung rührt der Hass auf Putin, den Schlögel kurze Zeit danach entwickelte, der ihn jetzt Gift und Galle speien lässt, der ihn so vielseitig verwendbar für den neuen deutschen Faschismus macht. Der primitive Wilde war gar keiner, hatte nur mitgespielt, solange es von Vorteil war, und trat der Herausforderung durch die „arische Wertegemeinschaft“ ebenso entschieden wie geschickt entgegen. Schlögel spürt seitdem den Dolchstoß des anmaßenden „kleinen Lügners“ im Rücken. Auf dem Historikertag eilig geschmiedete Partnerschaften mit ukrainischen Geschichtsexperten sollen nun helfen, sein ramponiertes Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Dass da so mancher Ball ins Abseits geht, wen stört´s? Die Ukrainer seien das älteste Volk der Welt, gruben das Schwarze Meer, brachten Christus, Buddha und Kolumbus hervor, egal,  Hauptsache man kann sich den russischen Untermenschen wieder überlegen fühlen.

Natürlich ist Karl Schlögel nur ein Popanz -ganz anders Zbigniew Brzeziński oder Umsturz-Finanzier George Soros. Popanze aber, das waren die Nazi-Rassenkundler auch, und gerade deshalb muss man die hässliche Fratze des Faschismus hinter der aufgeblasenen Figur nicht nur erkennen sondern auch fürchten. Es ist eben nicht dasselbe, fragwürdige, faschistoide Träumereien vom deutschen Lebensraum im Osten zu veröffentlichen, als ganze Völker zu dämonisieren und zum Krieg gegen sie zu hetzen. Alternativlos!

Wir, die wir nach Ende des Zweiten Weltkriegs geboren wurden, haben uns oft gefragt, wie es zu Nazidiktatur, Gleichschaltung, Verfolgung, Holocaust und Vernichtungskrieg kommen konnte, warum fast niemand aufstand, warum kaum jemand sich wehrte, warum vielen nur der Weg ins Exil oder ins Lager blieb. Nun, wir erleben heute dasselbe naive, gutgläubig buckelnde Ableugnungs- und Gehorsamsverhalten angesichts der Zeichen an der Wand. Gegen den Bundespräsidenten darf man doch wohl nichts sagen, oder? Haben Sie das Gerücht über Konzentrationslager, mobile Krematorien und systematischen Genozid in der Ukraine gehört? Kann doch gar nicht sein. Glauben Sie, dass der Russe wirklich böse ist? Na, wenn es alle sagen, wird’s schon stimmen. Denken Sie, Merkel und Obama lassen es auf einen Krieg mit Russland ankommen? Bestimmt nicht, die sind doch nicht verrückt.

Werden wir uns dereinst wieder vorwerfen lassen müssen, wir hätten es nicht verhindert und keinen Widerstand geleistet? Werden wir wieder behaupten, gar nicht mitgemacht und nichts gewusst zu haben? Die Masken der Akteure und Verführer sind heute andere als vor 70 Jahren, kein preußischer Soldatenethos mit Befehl, Gehorsam, Recht und Ordnung. Der neue Faschismus kommt zeitgemäß im biederen, bürgerlichen Gewand daher, ganz so wie unsere Gesellschaft sein möchte, pseudo-individualistisch, konsumorientiert und scheinbar demokratisch. Masken sind es trotzdem, angelegt, uns zu täuschen, bis es keinen Rückweg mehr aus dem Unvermeidlichen gibt. Wenn ein Sprachrohr wie Karl Schlögel den Wunsch nach Frieden als peinlich, realitätsfremd sogar verräterisch brandmarkt, Regierung und 9/10 von Parlament und Presse dem beipflichten, dann haben wir nicht mehr 1933, dann hilft kein „Wehret den Anfängen“ mehr, dann sind die Tage bis Gleiwitz und „seit 5: Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen“ nicht mehr fern.


Schlögel oder des Faschismus hässliche Fratze

Schlögel oder des Faschismus hässliche Fratze (Bild)

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